Die Regionalgruppe des VDS konnte zum Vortrag „Deutsch in Japan“ auch Mitglieder der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Regensburg mit ihrer Vorsitzenden Anemone Bauer begrüßen.
Die Referentin Dr. Ursula Richter hat über zehn Jahre in Japan gelebt und gearbeitet. Als Soziologin hat sie sich während dieser Zeit naturgemäß für die Lebensbedingungen der Menschen dort interessiert.
Zu Beginn ihres Vortrages ging Frau Richter auf die ersten Kontakte zwischen Japan und Europa ein. Entdeckt wurde der Inselstaat eher zufällig von den Portugiesen im Jahre 1543. Nach ersten vorsichtigen Annäherungen und dem vergeblichen Versuch portugiesischer und spanischer Missionare, das Christentum in Japan zu etablieren, schottete sich Japan über zwei Jahrhunderte fast vollständig von der übrigen Welt ab. Nur den Holländern war es erlaubt, von der künstlich errichteten Insel Dejima vor Nagasaki aus mit den Japanern Handel zu treiben und dem Shogun aufzuwarten. So war es nicht verwunderlich, dass Holländisch in dieser Zeit die einzige offiziell geduldete westliche Fremdsprache in Japan war. Offenbar aber haben die Niederländer für Japan nichts Nachhaltiges hinterlassen, sodass sich in der modernen Geschichte Japans Holländisch verloren hat. Deutsche Ärzte und Wissenschaftler, die ab dem 17. Jahrhundert in niederländischen Diensten waren, haben jedoch als Botaniker, Biologen, Ethnologen, Historiker und Naturforscher bedeutende Werke über Japan in ihrer Heimat Deutschland veröffentlicht. Das hat man sich in Japan gemerkt. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die moderne japanische Medizin auf den Lehren deutscher Ärzte wie Caspar Schamberger, Engelbert Kaempfer oder Philipp Franz von Siebold basiert.
Im Jahre 1853 wurde Japan schließlich zur Öffnung des Landes für den internationalen Handel durch die US Regierung gezwungen, die „Schwarzen Schiffe“ von Commodore Perry ankerten im Hafen von Edo, dem heutigen Tokyo. Der letzte Shogun musste abdanken, und für Japan begann mit Kaiser Mitsuhito eine neue Ära, die Meiji-Zeit. Englisch wurde notwendigerweise neben Holländisch die zweite westliche Fremdsprache in Japan.
1861 wurde der erste preußisch-japanische Freundschafts- und Handelsvertrag geschlossen, Deutschkenntnisse waren gefordert, sodass das Erlernen der deutschen Sprache von der neuen japanischen Regierung quasi „angeordnet“ wurde. 1873 besuchte die erste japanische Regierungsdelegation den preußischen Hof Wilhelm I., und wurde sowohl vom Kaiser empfangen, als auch von Bismarck, dessen Machtpolitik ihren Eindruck bei den Japanern nicht verfehlte. Der preußisch-deutsche Einfluss dominierte daraufhin im japanischen Rechtswesen, beim Aufbau des Militärs, bei der Einrichtung des Bildungssystems, im Aufbau des modernen Medizinwesens, vor allem jedoch bei dem Entwurf der Meji-Verfassung von 1890. Verträge sollten fortan auch ins Deutsche übersetzt werden. Englisch wurde zwar zur bedeutendsten Handelssprache, doch japanische Wissenschaftler lasen deutsche Werke, und Mediziner sprachen bis in die Neuzeit hinein Deutsch; das änderte sich erst in den letzten Jahren, Deutsch ist inzwischen für angehende Ärzte kein Pflichtfach mehr. Die Hinwendung zur englischen Sprache seit Mitte der 1940er Jahre als Folge der Kapitulation Japans am Ende des Zweiten Weltkriegs verstärkte sich zunehmend. Aus dem Deutschen wurden mehr oder weniger nur Begriffe aus der Medizin übernommen. Heutzutage muss jeder japanische Student Englisch lernen, auch Chinesisch ist als Fremdsprache aktuell sehr beliebt. Deutsch als zweite Fremdsprache lernen nach neuesten Zahlen einer Studie der Japanischen Gesellschaft für Germanistik, in Kooperation mit dem Goethe-Institut Tokyo, momentan immerhin noch 220.000 japanische Schüler und Studenten (vor 10 Jahren waren es 350.000). Die meisten geben als Motivation zum Erlernen der deutschen Sprache ihr Interesse an Deutschland als beliebtes Reiseland an.
Zum Abschluss dieser Veranstaltung bedankte sich die Regionalleiterin Marion Mühlbauer (rechts) mit einem Präsent bei Dr. Ursula Richter (Mitte) für die hochinteressanten Ausführungen über den uns Europäern so fremden Lebenskreis Japan. Der Vorsitzenden der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Anemone Bauer (links) dankte sie für den Besuch und verlieh der Hoffnung Ausdruck, dass es weitere gemeinsame Veranstaltungen geben wird.
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