29.10.2013 Monatstreff. Mekura Goyomi. Japanische Bauern- und Festtagskalender für Analphabeten

Am 29.10.2013 ab 19:00 findet wieder im Restaurant Ogawa, An der Schergenbreite 1, der Monatstreff Oktober statt. Thema diesmal:

Mekura Goyomi. Japanische Bauern- und Festtagskalender für Analphabeten

Im Nordosten Japans, in der damaligen Provinz Mutsu, hatte man im 18. und 19. Jahrhundert einen Kalender entwickelt, der im ganzen Land einmalig war: den „Blindenkalender“, für Bauern, die nicht lesen konnten. Die Kalender hatten schon immer neben den astronomischen und astrologischen Daten auch solche Angaben aufgelistet, die von einem Bauern- und Festtagskalender erwartet wurden.
Es gibt verschiedene Arten von Kalendern, zum einen mit einer gelegentlich geradezu kryptischen Bildsprache, oder auch relativ einfach lesbare Bildergeschichten. Die wenigen noch erhaltenen Exemplare der originalen Kalenderdrucke werden heute in Museen und Bibliotheken als wichtige Kulturschätze aufbewahrt. Beide Kalendertypen sind außerdem seit einigen Jahren als „design“ im Fachgespräch, und die graphisch ansprechenderen Morioka goyomi konnten sich sogar eine kleine Nische im lokalen Andenkengeschäft sichern. In der japanischen Öffentlichkeit sind die Mekura goyomi jedoch fast unbekannt – wie auch im Ausland, obwohl Philipp Franz von Siebold bereits 1832 im Nippon einen Tayama Kalender veröffentlichte. Im Vortrag soll versucht werden, mit Hilfe von Abbildungen einen Kalender zu erschließen und ihn im Vergleich zu den Morioka goyomi und dem ebenfalls in dieser Gegend entstandenen „Blinden-Sutra“ Mekura-shingyō wieder lesbar zu machen.

Kurzbiographie Fr. Dr. Inga Streb: Studium der Japanologie, Sinologie und der Japanischen Volkskunde. Von 1979 bis 1996 Aufenthalt in Japan. Während dieser Zeit u.a. Deutschunterricht an verschiedenen Universitäten, allgemeine und wissenschaftliche Publikationen zu japanspezifischenThemen (letzte Buch-Veröffentlichung zusammen mit der Koautorin Mitsue de LaTrobe „Zwischen Kimono und Computer“ – Japans Frauen machen Karriere, München 1992). Im Auftrag der Bayerischen Staatsbibliothek München von Japan aus Ankauf von Alt- Japonica sowie Mitarbeit an Projekten der BSB wie beispielsweise die Katalogbearbeitung der japanischen Handschriften für die Schatzkammerausstellung „Liebe, Götter und Dämonen“ im Jahr 2008 mit Schwerpunkt „Genji monogatari“.